Anregungen für eine Kirchenraumerkundung mit Schwerpunkt

Kirche als Raum der Sammlung und des Gebets


Phase 1

Grundlegung und Vorbereitung  (im Klassenzimmer)

 

 

 

Aufbau sachbezogener Strukturen:
Lehrplananbindung, z.B.          
2.1                   Auf vielfältige Weise beten
5.3                   Zeit haben für sich und andere
5.5.2                Ein Gotteshaus in unserer Nähe –
                        Raum für Gott und die Menschen

·        Stilleübungen

·        Räume zum „Auftanken“, Phantasiereise an einen persönlichen „Rückzugsort“

·        Anlässe und Formen des Gebets, Lieder und Gebete

Sensibilisierung für das „Heilige“ des Kirchenraums:

·        Überlegen von adäquaten Verhaltensweisen in anderen „heiligen“ Räumen: Konzertsaal, Bank, Fußballstadion      ...Kirche

 

 

Phase 2

Atmosphärische Eröffnung (im Kirchenraum)

 

 

 

·        Zur Mitte und Ruhe führende Symbole wahrnehmen und ggf. erfahren oder betasten, z.B. Weg, Treppen, Figuren, Stationen, Platz vor der Kirche, Glockengeläut, Relief der Fassade

·        Eingang betrachten, z.B. Motive, Inschriften, Türgriff

·        Bewusst eintreten, z.B. Gewicht der Tür wahrnehmen, einzeln nach einander hineingehen

·        Kreuzzeichen am Weihwasserbecken, Erinnerung an die Taufe und Zusage: Ich bin immer bei dir

·        Schweigend an einer geeigneten Stelle im Kirchenraum, die Augen schweifen lassen („solange Musik zu hören ist“)

·        Bewusstes Hören, z.B. Geräusche draußen, drinnen, Klangschale, dazu

·        meditative Gedanken, Gespräch, Gebet

·        Geeignetes Lied singen, Akustik wahrnehmen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Phase 3

Erkundung des Kirchenraums (im Kirchenraum)

 

 

 

Sachbezogene Aufgaben, z.B.:

·        Orte, Dinge im Kirchenraum suchen, die zum Verweilen, zu Stille und Gebet einladen: Gebetsnischen, -Seitenaltäre, Gebetewand, Marienstatue, Kerzen, Gotteslob, aufgeschlagenes Evangeliar usw.

·        Thematisch passende Darstellung, z.B. Altarbild, Statue, Kreuz betrachten, evtl. Haltung nachstellen; L erzählt oder Sch spielen vorbereitete Szene dazu vor.

Personenbezogene Aufgaben, z.B.:

·        Lieblingsplatz in der Kirche suchen; Zeichen am Wahlort hinterlassen oder auf Lageplan markieren; evtl. zeichnen, was einem hier gefällt; einem Klassenkameraden zeigen und die Wahl erläutern; Elfchen dazu verfassen

·        Kurze Gebetssätze formulieren, auf Gebetskarten oder in ein Freude- und Sorgenbuch eintragen

 

A 5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Phase 4

Spiritueller Ausklang (im Kirchenraum)

 

 

 

·        Gemeinsames Gebet oder Lied, 
      z.B. Vater-Unser-Kanon mit Gesten 
      oder Gebet/Lied aus dem Gotteslob

·        Wechselgebet, z.B. Psalm

·        Gemeinsam ein Mandala legen aus Legematerial oder Naturmaterial

·        Lichter-Umgang durch die Kirche oder Lichter-Tanz

·        Meditative Schreitprozession, z.B. Pilgerschritt

·        Segen; einander segnen;

·        Persönliches Gebet (Freiwilligkeit!)

o       Möglichkeit eröffnen, die Anliegen auszusprechen oder still vor Gott zu bringen; hilfreich ist die Verbindung mit Symbolhandlungen, z.B.
für jemanden oder ein Anliegen eine Kerze entzünden
oder Weihrauch auf ein Stück glühende Kohle streuen
oder ggf. Berühren einer Heiligenfigur (wenn Tradition!)

o       Bilder oder Gebetssätze u.ä. aus dem Religionsunterricht „darbringen“

o       Aus dem Freude-Sorgen-Buch vorlesen

·        Ein Erinnerungsstück mitgeben, z.B. Bildkarte der Kirche oder einer Darstellung in der Kirche, Jakobsmuschel

A 8

 

A 6

  

A 9

   

Phase 5

Nach- und Weiterarbeit (im Klassenzimmer)

 

 

 

·        Phantasiereise zur besuchten Kirche mit anschließender Ausdrucksgestaltung, z.B. Malen, was mir in der Kirche gut gefallen hat;

·        ein Kirchenfenster oder eine Kirchentür gestalten

A 10

 

 

 


A 5      Freude-Sorgen-Buch

Kirchen sind Orte der persönlichen Einkehr und des Gebets. Sie sind Orte, an denen das gut aufgehoben ist, was Menschen belastet, freut, bewegt.
In manchen Kirchen liegt ein Buch zum Eintrag persönlicher Gebetsanliegen bereit. Dies könnte auch als Angebot an die Schüler herangetragen werden.

Das Buch liegt während der Erkundung offen auf den Altarstufen oder in einer Nische aus. Schüler, die dieses Angebot nutzen wollen, dürfen sich eine Weile zurückziehen. Es ist darauf zu achten, dass die Intimsphäre der Schüler dabei geachtet wird, z.B. nach jedem Eintrag umblättern; zurückblättern ist nicht erlaubt.

A 6      Mit Kerzen beten

Die Kerzen können auf den Kerzenhalter gestellt werden oder wenn nicht vorhanden z.B. in eine Schale mit Sand gesteckt oder in eine Schale mit Wasser (Schwimmkerzen) gegeben werden.

 

Entzünde eine Kerze,
sprich ein Gebet – wenn du kannst-
oder denke an jemanden
der Gottes Licht
in seinem Leben nötig hat.
 

Entzünde eine Kerze für den Frieden,
halte inne und denke an Menschen,
denen du Frieden wünscht.
Bedenke, wie du selber
ein Mensch des Friedens
werden kannst.


Weitere Anregung:

Ø      Sich den Anliegen und entzündeten Kerzen in einer Lichtprozession auf den Weg durch die Kirche machen.

Ø      Die Lichter am Ende des Umgang zu einer Figur, einem Bild oder zu einer zeichenhaften Form auf ein Tuch am Boden stellen.

 

A 8      Meditatives Schreiten in einer Prozession

Pilgerschritt, Pilgertanz

Aufstellung: in Reihe, rechte Hand auf der (linken) Schulter des Vordermannes oder ohne Handfassung.

Einfache Schrittfolge:

1. Takt             rechter Fuß vor

2. Takt             linker Fuß vor

3. Takt             rechts vor                                           „Wiege-

4. Takt             links zurück, mit Gewicht                  schritt“

von vorn

A 9      Ein Erinnerungsstück verschenken

Die Schüler erhalten am Ende der Kirchenbegehung zur Erinnerung einen Gegenstand oder ein Bild von der Kirche oder eine Abbildung einer besonders schönen Symbolfigur mit nach Hause.
Der Name bzw. Kirchenpatron der Kirche bietet hierzu oft Anregungen. Eine Muschel könnte so ein Erinnerungszeichen sein für eine Kirche, die am Jakobusweg liegt.

Natürlich können solche Erinnerungsstücke auch von den Schülern selbst gestaltet werden, in der Regel in einer vertiefenden Phase im Unterricht.

A 10    Phantasiereise in die Kirche

 

Du sitzt ganz ruhig und bequem auf deinem Stuhl, du atmest ein und aus, es ist ganz leise um dich herum. Du fühlst deinen Körper, ...                               Alles ist entspannt, warm und weich.
Da kommt deine Reisewolke, du steigst ein und fliegst auf der weichen Wolke durch die Luft...

Nun schwebst du auf der Wolke über ein Dorf. In der Mitte erblickst du eine Kirche. Die Wolke beginnt zu sinken und du steigst vor der großen Eingangstür der Kirche aus. Du erblickst das Holz der Türe, das wunderbar geschnitzt ist. Du öffnest die große, schwere Türe ..., du trittst ein und stehst im Kirchenraum.

Du steckst deine Hand in das Weihwasserbecken am Eingang der Kirche und fühlst das kühle Wasser an deinen Fingerspitzen. Du suchst dir in der Kirche einen Platz aus, von dem aus du alles gut sehen kannst, setzt dich hin und machst es dir bequem. Mag sein, dass du etwas hören kannst, Geräusche oder eine Musik... Vielleicht nimmst du auch Gerüche wahr im Raum... Du lässt den Blick durch die Kirche schweifen und betrachtest die vielen Dinge um dich herum...das Taufbecken...die Heiligenfiguren... den Kreuzweg... die Fenster und wie Licht durch sie in die Kirche strömt ...

Auf einmal hörst du die Glocken läuten. Erst nur langsam und dann immer mehr. Du überlegst, dass du jetzt hinausgehen und dir den Glockenturm anschauen könntest. Langsam gehst du durch die Kirche zum Ausgang.

Nun gehst du durch die Tür ins Freie und schaust hoch zum Glockenturm. Da fällt dir auch deine Reisewolke auf, die vom Himmel hinunterkommt und auf dich zuschwebt. Ganz leicht lässt du dich in die Wolke fallen und ihr hebt ab in den Himmel.

Du kommst langsam zurück ins Klassenzimmer. Du bewegst deine Hände, atmest tief ein und aus und machst langsam die Augen auf, reckst und streckst dich. Jetzt setzt du dich wieder aufrecht hin, atmest noch einmal tief ein und aus und bist wieder zurück im Klasseraum.

nach: Monika Ludwigs, Schwalmtal

 

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